Martin Hans Schmitt

Unternehmensfilme als Recyclingmaterial – ein Plädoyer für ein Industriefilmarchiv

Der unternehmerische Auftragsfilm hat vor allem eins im Sinn: das Unternehmen und seine Produkte ins „rechte Licht“ zu rücken oder die Produktauswertung zu verbessern. Technischer Utopismus und Fortschrittsglaube prägen diese Filme. Sie verschließen sich in der Regel einer Kritik und kreieren eine Scheinwirklichkeit. Ungewollt werden sie – nach einer zeitlichen Schamfrist – zum Spiegelbild ihrer Zeit und offenbaren Tabus, Stereotypen und gesellschaftliche sowie künstlerische Muster vergangener Dekaden. Können Filmemacher die Scheinwirklichkeit der Unternehmensfilme aufweichen und sie mit Aneignungsstrategien dramaturgischer Art sowie mit den Mitteln der Filmmontage für neue Filmwerke recyclen? Was ist stärker? Die künstlerische Aneignungsstrategie oder die gemachte Scheinwirklichkeit des Quellmaterials? Mein nonverbaler Dokumentarfilm „Highway World – living, changing, growing“, der zu großen Teilen aus Industrie- und Dokumentationsfilmen der letzten fünf Dekaden besteht, veranschaulicht diese Fragestellung und erzeugt dabei Raum für neue Interpretationsräume. Künstler können sich Unternehmensfilme als Quellmaterial für ihre Projekte aneignen. Doch die analogen Vorlagen sind akut gefährdet. Der Vortrag soll zugleich ein Plädoyer für die Schaffung eines nationalen Unternehmensfilmarchivs sein.

Infos über den Film „Highway World – living, changing, growing“ unter: www.martinhansschmitt.com/highwayworld.html

Martin Hans Schmitt
2002 Abschluss an der Hochschule für Fernsehen und Film München (Dokumentarfilm). Seit 2003 beschäftigt bei der Ludwig-Maximilians-Universität München (Herstellung von Forschungs- und Lehrfilmen). Bis heute Produktion von stereoskopischen 3D-Realfilmen und von Dokumentarfilmen. Darüber hinaus ist Martin Hans Schmitt journalistisch im Print-Bereich für Videomagazine tätig und er arbeitet als Drehbuchlektor für den Bayerischen Rundfunk.

Filmographie/Auszeichnungen (Auszug)

Highway World – living, changing, growing (Regie + Montage + Producer)
Nonverbaler Dokumentarfilm, Digital Betacam, 81 Min./2007
Förderung: FFA Berlin
Festivals: Globians DocFest 2008, Potsdam/Berlin, Deutschland,
Jihavla International Documentary Film Festival 2008, Jihavla, Tschechien
International Film Festival of the Art of Cinematography, 2008, Lodz, Polen

Pornotalk – Von Pfandflaschen und Traumfrauen (Regie + Kamera + Montage + Producer)
Dokumentarfilm, DVCAM, 44 Min./2005
Festivals: Internationales Dokumentarfilmfestival München 2006, Kurzfilmfestival Landshut 2006, Mainz Filmfestival 2006
Preis: Internationales Dokumentarfilmfestival München 2006 (Neue Filme aus Bayern, Avid Support Prize)

Cyber-Heidi 3D (Producer + Schnitt)
Kurzfilm (Science-Fiction/Comedy), 3D-Video, 15 Min./2001
Koproduktion: Bayerischer Rundfunk/arte, HFF München
Preise: 2003 International Festival for Cinema and Technology, New York/USA, Kategorien: 1. Preis Best Student Film/2. Preis Best Special and Visual Effects/Best Director)
Filmbewertungsstelle Wiesbaden: Prädikat „Wertvoll“
Nominiert für den Prix Europa 2003
Technologieförderung für den Bau einer digitalen 3-D-Kamera durch die Filmförderanstalt Berlin

Solutions for the Moving Universe (Kamera)
Imagefilm, 3D-Video, 6 Min./2005
Preis: 2. Preis „International Stereo Club Competition“ – Stereo Club von Southern California

u.v.a.

Nach oben scrollen