interfiction X/2003 filesharer values - Ökonomien des (Aus-)Tauschs Utopien und Realitäten von Kulturproduktion unter Netzbedingungen Fachtagung im Rahmen des 20. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest (12.11.-16.11.2003) Kassel, Offener Kanal im Kulturbahnhof, 14.11.-16.11.2003 Tauschbörsen haben Konjunktur. Doch was von den Einen als ultimative Einlösung des Netzgedankens begrüßt wird, gilt den Anderen als Kriegserklärung gegenüber der eigenen wirtschaftlichen Existenz, die entsprechend aggressiv beantwortet wird. Zwar lassen sich die Konturen dieser Auseinandersetzung nach wie vor am schärfsten mit Blick auf den Musiksektor nachzeichnen. Ihrer netzpolitischen Tragweite kann eine solche reduzierte Perspektive gleichwohl kaum gerecht werden. Hinter den aus wirtschaftlichen Interessen heraus geführten (Schein-)Gefechten stößt man zudem schnell auf Fragen sehr viel grundsätzlicherer Natur: Wen sollten gesetzliche Bestimmungen eigentlich schützen - und vor was? Geht es den fileharing-"Börsianern" wirklich um ein Geben und Nehmen oder letztlich nur um grenzenlosen Konsum auf Kosten der ProduzentInnen? Werden deren Interessen von der Industrie überhaupt mit berücksichtigt oder vielmehr unter dem Deckmantel entsprechender Argumentationen Sozialgemeinschaften gefährdet oder gar zerstört, die als Multiplikations- und Reflexionsinstanzen nicht nur zum ökonomischen Überleben derer beitragen, die sie angeblich berauben, sondern darüber hinaus selbst einen wesentlichen Anteil an der kulturellen Produktion insgesamt haben? Inwiefern wäre von Seiten der ProduzentInnen Einfluss auf die Regulierungsprozesse nehmen, die aufgrund marktgeleiteter Interessen im Netz installiert werden, in ihren Konsequenzen jedoch die gesamte Netzkultur betreffen? Und ließe sich jenseits des Marktes unter Netzbedingungen eine Ökonomie des Tausches so installieren, dass alle von ihr profitieren? Vor diesem Hintergrund gilt es also auch, auf einer prinzipiellen Ebene nach den Funktionsprinzipien und Ökonomien des Tausches zu fragen: Wie kann Tauschen so funktionieren, dass die existenziellen Interessen aller Beteiligten Berücksichtigung finden? Dies betrifft insbesondere Bereiche wie denjenigen der Wissensgeneration, aber auch denjenigen der künstlerischen Produktion: Was lässt sich innerhalb einer Ökonomie immaterieller Werte und subjektiver Wertzuweisungen überhaupt tauschen? Gerade hier scheinen im Zuge der tiefgreifenden Veränderungen, die kulturelle Konventionen unter dem Einfluss der digitalen Medien erfahren haben, eine Reihe bisheriger Ökonomien nicht mehr zu funktionieren. Wie wichtig ist der Schutz von "geistigem Eigentum" und wie weit trägt dieser Begriff unter Netzbedingungen überhaupt? Wie sollen wir im Zeitalter digitaler Reproduzierbarkeit mit Nutzungsrechten an Werken verfahren, die dem Copyright unterliegen? Welche Chancen böte ein freier Zugang zu Wissen und Kunst, und welche Risiken beinhaltet er für die ProduzentInnen? Welche Alternativen zu den herrschenden Ökonomien des Kapitals kann eine Ökonomie des Tausches unter Netzbedingungen bereithalten? Oder bleibt sie notwendigerweise Utopie - und zwar nicht zuletzt deshalb, da die Ökonomien kultureller Produktion seit je schon zu guten Teilen mit jener Aufmerksamkeitsökonomie korrelieren, von der es heißt, dass sie - nicht nur in der Netzkultur - die Ökonomien des Kapitals ebenso wie diejenigen des Tausches aufheben und ablösen wird? Im Rahmen von interfiction X/2003 filesharer values - Ökonomien des (Aus-)Tauschs werden KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und VermittlerInnen, Netzkultur- TheoretikerInnen und -PraktikerInnen diesen und weiteren Fragen in transdiziplinärer Runde nachgehen und ihre Thesen und Projekte rund um Utopien und Realitäten von Kulturproduktion unter Netzbedingungen vorstellen und diskutieren. Eröffnet wird die Tagung am Freitag, 14. 11. 2003 um 19 Uhr mit Vorträgen und Präsentationen von Anders Turge Lehr (Informatiker, Karlsruhe) sowie horrorkatze & various euro (KünstlerInnen, Belgrad/Berlin). Zuvor führt Verena Kuni (Leitung interfiction) in das Thema ein. In dem anschließenden zweitägigen Workshop-Seminar (Samstag, 15.11.2003, 11-19 Uhr und Sonntag, 16.11.2003, 10-17 Uhr) präsentieren und diskutieren Künstler/innen, Medientheoretiker/innen und Netzwerker/-innen Thesen und Projekte zum Thema. An der interfiction-Tagung nehmen folgende Personen und Projekte mit Beiträgen teil: Karsten Asshauer (Berlin) - Stefan Beck (Frankfurt a. M.) - Michael Blum (Wien) - Manuel Bonik (Berlin) - famed, vertreten von Sebastian Matthias Kretzschmar & Kilian Schellbach (Leipzig/Wien/Berlin) - Nadja Gernalzick (Mainz) - Michael Härdi (Zürich/Schaffhausen) - Harald Hillgärtner (Frankfurt a. M.) - horrorkatze & various euro (Belgrad/Berlin) - Francis Hunger (Leipzig) - Almut Jürries (Kassel) - Verena Kuni (Frankfurt/M.) - Anders Turge Lehr (Karlsruhe) - Achim Lengerer (Frankfurt/M.) - Schoenerwissen alias Anne Pascual & Markus Hauer (Berlin) - Franziska Nori (Frankfurt/M.) - Oliver Passek (Berlin) - real.mapping alias Matze Schmidt & Sebastian Stegner (Berlin/Kassel) - Rena Raedle & Vladan Jeremic (Belgrad) Ausführliche Hintergrundinformationen zum Programm und den TeilnehmerInnen unter: http://www.interfiction.net interfiction X/2003 filesharer values - Ökonomien des (Aus-)Tauschs Utopien und Realitäten von Kulturproduktion unter Netzbedingungen Fachtagung im Rahmen des 20. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest (12.11.-16.11.2003) Kassel, Offener Kanal im Kulturbahnhof, 14.11.-16.11.2003 Tagungsleitung, Kontakt & Information: Verena Kuni M.A. Schulstrasse 26 D-60594 Frankfurt/Main T./F.: 069-616815 (Fax n. Avis) kuni@filmladen.de / verena@kuni.org Team: Verena Kuni in Zusammenarbeit mit Almut Jürries, Matze Schmidt und Anders Turge Lehr sowie Gerhard Wissner, Wieland Höhne und dem Filmladen Kassel e.V. Webservice by re:plug (Karsten Asshauer) interfiction-Streaming: Anders Turge Lehr Presseakkreditierung: Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest Filmladen Kassel e.V. Gerhard Wissner / Wieland Höhne Goethestr. 31 D-34119 Kassel T.: 0049-(0)561-70764-0 F.: 0049-(0)561-70764-41 dokfest@filmladen.de Dank: Die Fachtagung interfiction sowie interfiction.net konnte nur durch die großzügige Unterstützung von Hessen-media sowie weiteren Institutionen, Unternehmen und Privatpersonen realisiert werden. Ausführliche Liste online unter http://www.interfiction.net/2003/dank.html Diese und weitere Presseinformationen (u.a. einen Überblick zu den interfiction-Tagungen 1995-2002) sowie Logos und Bilder stehen online zum Herunterladen bereit: http://www.interfiction.net/2002/presse.html - interfiction IX/2002 - arteFaction! Kunstfehler in/als Medien - Presseinformation - 3 / 3 - Presseinformation - 1 / 1