Sarah Held

Subversives Sticken 2.0 (Arbeitstitel)

Das Bild der Jungfrau in Nöten, der Damsel in Distress, zieht sich durch die Annalen der Kunstgeschichte. Hilflose Frauen wartend in verschlossenen Turmzimmern bewacht von Fantasiemonstern. Tapfere Helden denen kein Ungetüm zu gefährlich, kein Weg zu weit und kein Hindernis zu groß ist. Der Preis ist die Jungfrau selbst bzw. deren Jungfräulichkeit.
Archaische Geschlechterverhältnisse analog in Öl auf Leinwand gebannt?
Von wegen.  In der digitalen Computerspielwelt wird das tradierte Bild der schwachen Jungfrau, die auf den starken Helden wartet, auf das nächste Level katapultiert.
Reihenweise werden hilflose Frauen gerettet und gerächt. Selten bis gar nicht sind es Protagonistinnen die sich durch die virtuelle Spielewelt kämpfen, allerdings nicht um Prinz Charming zur Hilfe zu eilen.
Im Workshop wird daran zwar digital nichts verändert werden können, allerdings via analogem Output; 8-Bit-Grafiken lassen sich nämlich wunderbar in Stickmustervorlagen transferieren.
Warum sticken? Ist das nicht genauso antiquiert wie das hier kritisierte Frauenbild und was haben digitale Spielwelten mit großmütterlichen Stickbildern zu tun? Technikhistorisch ganz schön viel, vor allem wenn man bedenkt, dass die ersten Computer mittels Lochkarten funktionierten, einer Technik mit der im 18. Jahrhundert Jaquard-Webstühle betrieben wurden.
So sollen Super Mario und Co, in gestickter Form, auf gar nicht so hilfebedürftige Prinzessinnen treffen. Einfache Kommunikationsguerillastrategien, wie die subversive Verfremdung, ermöglichen den Frauenfiguren das Ausbrechen aus dem (vor)programmierten Rollenkorsett.

Materialien:
→ Vorlagen aus verschiedenen 8-Bit-Computerspielen zum umsticken
→ Garn, Nadeln, Stoff zum sticken.
→ Drucker vor Ort bzw. gedruckte Stickvorlagen

Sarah Held
Doktorandin am Institut für Visuelle Kultur der Goethe Universität Frankfurt am Main.
Forschungsschwerpunkt: Do-it-yourself-Kulturen und Genderperspektiven auf kritische Gestaltungsbewegungen die sich an der Schnittstelle von (feministischen bzw. politischem) Aktivismus, textiler Handarbeit, Kunst und Design bewegen.

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