Francis Hunger

Zur Bildproduktion der Datenbanken
In Datenbanken wird Information tatsächlich »in Formation« (Markus Krajewski) gebracht, und zwar in die Form der Tabelle, welche die Daten räumlich organisiert und informatorisch strukturiert. Das derzeit vorherrschende Modell der relationalen Datenbank erzeugt dabei die Relation einerseits über die Organisation der Daten in Zeilen und Spalten und andererseits durch eine Abfragen-Sprache, die boolsche Operatoren (UND, ODER, NICHT) verwendet. Daraus ergibt sich die Frage, ob die derart abgefragten Daten in ihrer Ausgabe auf dem Bildschirm zwangsläufig einer ähnlichen Form folgen, die man mit Dieter Mersch als graphemisch und diagrammatisch beschreiben könnte. Oder umgekehrt gefragt: Gibt es im Sinne einer »infrastrukturellen Inversion« (Geoffrey Bowker) die Möglichkeit, von spezifischen graphischen Elementen und zur Verfügung gestellten Funktionalitäten auf die Anwesenheit einer Datenbank als Quelle der In-Formation zu schließen?
 
Francis Hunger
Installationen und Performances: The Setun Conspiracy (2005-2008) über den weltweit einmaligen ternären – nicht binären – Computer Setun, der 1958 in Moskau entwickelt wurde; History Exhaustion (2009) über das Umherirren des Individuums in ideologischen Trümmern des 20. Jahrhunderts. Die Frau, die nie ins Weltall flog (2012) ist eine Rauminstallation und ein Hörspiel über Valentina Ponomarjewa, die 1963 als Backup-Kosmonautin für die erste Frau im Weltall, Walentina Tereschkowa tätig war, jedoch selbst nie ins Weltall fliegen durfte. Die Videoinstallation Tolpa (2012) setzt sich mit den Massendarstel-lungen in Dziga Vertovs Filmen auseinander. In Deep Love Algorithm (2013) wendet er sich der Form der Datenbank mittels eines allein aus Texten animierten Roadmovies zu.
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